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Wochenbrief: Ukraine, Griechenland, Gabriel

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Wochenbrief: Ukraine, Griechenland, Gabriel

Liebe Leserinnen und Leser,

Zeitungen sind längst nicht mehr nur Zeitungen, und Fernsehsender eben auch nicht mehr nur Fernsehsender. Wie sehr die beiden Welten miteinander verschmelzen, haben wir mit unserer Geschichte über die deutschen Separatisten in der Ostukraine deutlich machen können: Wir nutzten am Wochenende die gesamte Schlagkraft von WeltN24, um über die mehr als hundert Männer (und eine Frau) zu berichten, die für die Armee eines Landes kämpfen, das es gar nicht gibt. In  der “Welt am Sonntag”, auf welt.de, in unserem Blog und natürlich mit einem ausführlichen Film (auf N24 und welt.de) haben wir ein multimediales Gesamtpaket geliefert, das Dirk Banse, Michael Ginsburg und Uwe Müller, unterstützt von den Korrespondenten André Eichhofer und Julia Smirnova, recherchiert hatten. Es wurde das Top-Thema des Wochenendes, etliche Medien berichteten, CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach etwa sprang auf die Debatte auf und will prüfen lassen, ob die Freiwilligen womöglich gezielt angeworben wurden. Und auch der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, der am Montag zum Jahrestag des Ausbruchs der Krimkrise nach Berlin reiste, dürfte ein Thema mehr auf seinem Spickzettel gehabt haben.

Sein Auftritt am Sonntagabend bei “Günther Jauch” war nicht gerade eine Charmeoffensive. Noch bedenklicher als Janis Varoufakis´ arrogantes Auftreten ist aber, dass es Griechenlands Finanzminister offenkundig nicht ganz genau mit der Wahrheit nimmt. Wie sonst könnte er behaupten, dass sein Land, das doch nachgewiesenermaßen kurz vor der Pleite steht, nur “unbedeutende, kleine Liquiditätsprobleme” habe? Eine andere Behauptung von Varoufakis hatten unsere Kollegen Jan Dams, Martin Greive und Sebastian Jost quasi schon im Vorab als unwahr entlarvt: “Wir wollen, dass die, die ihr Geld außer Landes gebracht haben, erwischt und bestraft werden”, versicherte der Finanzminister am Abend. Am Morgen war in der “Welt am Sonntag” aber etwas ganz anderes zu lesen. Den Reportern zufolge lässt sich Athen Steuernachzahlungen auf Millionenvermögen griechischer Bürger in der Schweiz entgehen. Schon seit Februar 2014 besteht seitens der Schweiz das Angebot, dieses Geld aufzuspüren und nach Athen zu überweisen. Bloß: Bislang hat sich keiner gemeldet.

Es war eine geheime Reise. Am Freitag brach Sepp Blatter, Präsident der Fifa, nach Katar auf. Tim Röhn erfuhr dennoch davon – wie auch von Blatters Vorhaben, dort Katars Emir höchstpersönlich zu treffen. Eigentlich wäre zu hoffen gewesen, dass der Fifa-Präsident endlich deutliche Worte für die Menschenrechtsverstöße der Katarer finden würde. Doch die blieben abermals aus. Dabei hatte das Fifa-Exekutivkomitee Blatter noch bei seiner letzten Sitzung im Dezember explizit zum Handeln aufgefordert, wie Röhn berichtet. Er sollte den Gastgeber der Fußball-WM 2022 darüber in Kenntnis setzen, dass dessen Fortschritte in puncto Schutz der Menschenrechte fortan von einer unabhängigen Kommission kontrolliert werden soll. Blatter verlor darüber öffentlich aber bis heute kein Wort, die Glaubwürdigkeit der Fifa sinkt immer weiter.

Nach außen versucht das Wirtschaftsministerium gern, die Bedeutung der Infrastrukturkommission herunterzuspielen – obwohl diese doch die bitter nötigen Wege zur Lösung des Investitionsstaus aufzeigen soll. Hinter den Kulissen aber nehmen die Pläne von Vizekanzler Sigmar Gabriel immer konkretere Formen an: Wie aus einem Zwischenbericht der Kommission hervorgeht, der uns und unseren Kooperationspartnern “Follow the Money” und “Correct!v” vorliegt, sollen private Bürger künftig mit ihren Ersparnissen helfen, Schulen, Kitas und Gefängnisse zu bauen. Im Gegenzug würde den Sparern eine “neue Anlageform” geboten, die ihnen auch in Zeiten von Niedrigzinsen eine hübsche Rendite verspricht. Das klingt fast so wie eine Aktie Gabriel – und fast zu schön, als dass es sich dauerhaft rechnen würde.

Eigentlich war Jörg Eigendorf als Russland-Experte zu “Markus Lanz” geladen worden. Er sollte über das Psychogramm “Warum wir Wladimir Putin besser verstehen sollten”, eine Co-Produktion mit Michael Renz vom ZDF, sprechen. Außerdem brachte Eigendorf viele Eindrücke von Boris Nemzow mit, er hatte den Reformer in den neunziger Jahren viele Male getroffen und nun seine Beerdigung in Moskau besucht. Nach einer Weile driftete dann aber die Gesprächsrunde überraschend ab, es ging um Medienpolitik, Bezahlschranken im Internet und die Krise des Journalismus. Es wurde ziemlich hitzig diskutiert. Eine der unterhaltsameren Ausgaben der allabendlichen Talkshow-Monotonie finden Sie hier.

Viel Spaß beim Lesen und Schauen wünscht

Ihre Ileana Grabitz

 

investigativ.de


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